Sonntag, 30. September 2018

Warten auf Trami



30.9.18

Für heute ab nachmittags ist der Taifun Trami angekündigt. Von schweren Unwettern ist die Rede. Aber manchmal zieht er ja ein bisschen ab...
Wir nutzen den Vormittag und marschieren zum Higashi Honganji Tempel.




Die große Halle wurde in der jetzigen Form 1895 erbaut und soll das größte Holzgebäude der Welt sein.






Um 15 Uhr wird heute dicht gemacht, wegen des Taifuns. Deswegen kann man auch die zum Tempel gehörigen Gärten nicht besuchen. Die sind gleich ganztags zugemacht worden.
Wir machen uns aber schon vorher auf den Weg, da wir uns noch mit Getränken und Essbarem versorgen wollen. Man weiß ja nie...
Beim Rückweg hat man einen schönen Blick auf alte und neue Tempel.


Und am Wegesrand gibt immer wieder Interessantes zu entdecken. Das Moos wächst im Abfluss eines kleinen Teichs. Die Fische vergnügen sich im Tempelgraben und der Reiher guckt sich das Ganze an.




Im nächstbesten Family Mart decke ich mich mit Ess- und Trinkbarem ein. Die Schlange an der Kasse ist extrem lang. Die Regale schon ziemlich geleert. Offenbar haben andere die gleiche Idee.


Durch den großen Bahnhof kommt man heute ziemlich schnell. Es ist nämlich nichts los. Kein einziger Shinkansen fährt noch und die anderen Züge stehen ebenfalls längst irgendwo auf den Abstellgleisen.





Normalerweise ist es hier gerappelt voll. Heute versucht manch einer, wenigstens noch eine verwertbare Info zu bekommen. Die Schüler bekommen ihre Infos von den Lehrern. Ob sie hier unerwartet hängen geblieben sind?


Viele Leute sind gestrandet und wissen erst einmal nicht, wie es mit ihnen weitergeht. Einkaufen ist da keine schlechte Idee, wegen der endlosen Schlangen aber sehr anstrengend.


Und wessen Büro nicht rechtzeitig geschlossen hat, der muss man sich schonmal ein ruhiges Plätzchen suchen.


Da haben wir es besser. Wir gehen ins Hotel und harren der Dinge, die da kommen. Das Fernsehen zeigt die schlimmen Zerstörungen, aber hier in Kyoto hält sich das Unwetter bislang in Grenzen. Ein bisschen Wind und Regen, aber ich will mich mal nicht zu früh freuen.






.....anders und gleich



30.9.18
Ich fange mal an damit, was hier nicht anders ist als bei uns...also gleich.
Auf den Straßen fahren viele Autos und es stinkt genauso nach Abgasen wie bei uns.
Allerdings stehen hier viele Autofahrer im Wagen herum und lesen mit Hingabe auf ihren Smartphone. Den Motor lassen sie dabei gerne an.
Dafür dürfen sie aber nicht überall rauchen! Es gibt extra gekennzeichnete Raucherbereiche, draußen und drinnen. In Kaufhäusern zB sind es größere "Kabinen".
Anders ist es zB auch mit dem Müll... ein ganz besonderes Kapitel, das ich während meines Aufenthaltes nicht vollständig verstanden habe.
Vor mehr als 25 Jahren wurde ein Terroranschlag verübt, bei dem ein Mülleimer wahrscheinlich als Depot herhalten musste.
Seitdem sucht man sie in Japans Öffentlichkeit vergebens. Es gibt nur wenige Möglichkeiten, Müll unterwegs loszuwerden.
Aber um es zu Hause hinzukriegen, müsste ich auch erst einen Lehrgang machen, daher erspare ich mir dazu Erklärungen. Wir haben es gut, packen alles in den winzigen Zimmermülleimer oder stellen es daneben in einer der gefühlt 10 Plastiktüten, die man hier für jedes kleine Teilchen bekommt. Leider verschieben wir das Problem so natürlich nur...

Radfahrern ist auch ein wenig anders hier. Man kurvt nach Belieben durch die Menge auf den Bürgersteigen, egal auf welcher Straßenseite. Wenn's beliebt auch auf der Straße.
Helme scheinen noch nicht in Japan angekommen zu sein, dafür gibt es echt tolle Räder für einen Erwachsenen mit einem oder 2 Kindern.
Räder werden offenbar nie wild geparkt. Es gibt Parkhäuser und große sowie kleine Radparkplätze gegen Gebühr, versteht sich. Das Vorderrad fährt in eine Kralle, die sich verschließt. Über der Kralle steht eine Nummer. Ich nehme an, dass man diese dann an dem Parkautomaten eingibt, um seine Rechnung zu bezahlen, bevor die Kralle sich wieder öffnet und das Rad freigibt.


Als deutlich anders empfinde ich die Bekleidung. Die Leute sind durchweg relativ klassisch elegant gekleidet, besonders die Jüngeren. Es gibt kaum Schlabberlook, jedenfalls in d Kyoto.
Bisher habe ich keine 3 von den bei uns noch beliebten extra kaputtgemachten Jeans gesehen und nur ganz selten einmal jemanden mit einer ausgefallenen Haarfarbe oder Frisur.
Pieksauber ist es sowieso fast überall. Man kann ohne Bedenken jedes öffentliche WC aufsuchen, was natürlich kostenlos ist.
Nur die Bedienung dieses Ortes bereitet einem am Anfang doch Kopfzerbrechen. Zum Glück ist im öffentlichen Bereich meist ein Hebel oder deutlich gekennzeichneter Knopf für die Spülung vorhanden. Alles andere ist hochkompliziert und es gibt diverse Ausführungen davon!
Es darf nach Herzenslust geduscht, geföhnt, gespült und aus dem Lautsprecher geplätschert werden, natürlich alles in verschiedenen Intensitätsstufen! Und gewärmt wir der Sitz allemal.




Das sind nur ein paar wenige Beispiele. Das kleine Becken unten zB hängt über einem Spülbecken. Sinn der Sache: Geräusche produzieren zum Ablenken von etwaigen eigenen...


In Korea geht es auf dem stillen Örtchen ähnlich zu. Da habe ich mich leider nicht richtig gekümmert, weil der Spülknopf immer eindeutig war und mir komischerweise die Neugierde fehlte. Hier im Hotel kann ich das Angezeigte ja ausgiebig studieren.


Das japanische Badezimmer an sich finde ich klasse. Die Wannen sind klein und tief, aber auch nur dazu gedacht, dass man darin seinen vorher gründlich gereinigten Körper badet. Geduscht wird vor der Wanne.
Also:  Im Badezimmer gibt es ein WC und die Dusch-Bademöglichkeit.


Rein in das kleine Zimmerchen, Schiebeür wieder zu und schon kann es losgehen.
Ohne Umwege ist die Toilette links zu erreichen.
Um in den Duschbereich zu gelangen, öffnet man eine weitere Tür, diesmal aus Glas. Regale, Spiegel, Fußboden und was sonst noch da steht wird mitgeduscht.
Das Wasser fließt unter die Wanne. Der Boden ist ganz leicht abgeschrägt und vor allem wirklich absolut rutschfest.
So ein Bad kann man neben anderen Utensilien ebenfalls bei BicCamera kaufen. Ich vermute, die sind in einem Guß entstanden und werden in einem Stück hingestellt..


Das war eine kleine Führung durch den unvermeidlichen Alltag, der auch den Reisenden nicht verschont.



Kyoto Tower und dann noch mehr...



Wir kämpfen noch mit unserer inneren Uhr und kommen später los als geplant. Das Wetter verspricht für heute nur Sonnenschein.
Auf 100m Höhe bietet der Kyoto-Tower (Gesamthöhe 131m) eine Rundum- Aussichtsplattform. Da wollen wir hin.
Die Aussicht ist fantastisch, die Bedingungen sind es auch. Pieksauber ist es, keine Fingerabdrücke an den Scheiben, tolle Infos und jede Menge Ferngläser.


Sogar ein Shinkansen lässt sich blicken.


Wieder unten angekommen ist es viel später als erhofft. Nach einem köstlichen süßen Matchatee mit Milch nehmen wir eine Taxe zum Kiyomizu- dora (Tempel). Im Gewühle der unzähligen Touristen können wir kaum aussteigen und schieben uns dann bergauf, vorbei an gefühlt tausend Souvenirshops.
Oben kommt es mir nicht mehr ganz so eng vor. Der große hölzerne Tempel mit den vielen Balkonen ist leider eingerüstet.


Es laufen sehr viele chinesische Touristen in Kimonos herum. Die Verleiher machen gute Geschäfte.




Nun sind wir endlich am Ziel, die ersten Tempelgebäude sind erreicht.


Oben in der Zuigu- Halle des großen braunen Holztempels kann man in den Schoß des Zuigu hinabsteigen.
Zuigu ist ein Bodhisattwa, der alle guten Wünsche des Menschen erfüllt, wenn sie aufrichtig genug sind. Die Schuhe müssen ausgezogen werden, bevor man in die Tiefe steigt.
Danach geht einen stockdunklen Gang entlang, der zum Glück nur so breit ist, dass man meistens beide Wände berühren kann.
Nach geraumer Zeit des Vortastens in völliger Dunkelheit sieht man ein leichtes Dämmerlicht, und bald erscheint der riesige runde Zuigu- Stein. Obenauf ist ein Sanskritbuchstabe eingeschliffen.
Den ganzen Stein kann man ohne Mühe um die eigene Achse drehen. Mir kommt es so vor, als wäre er in Wasser gelagert. Wenn der Stein vor einem erscheint, sollte man beten.
Weiter geht es wieder im Stockdunklen, bis man den Treppenaufgang erreicht.
Sobald man den Schoß des Zuigu verlassen hat, darf man sich gereinigt und wie nach einer Wiedergeburt fühlen.


Der Tempel liegt am Hang, sehr schön eingebettet in den umgebenden Wald.



Die heiligen Gewässer dürfen nicht verunreinigt und müssen mit Respekt behandelt werden.
Die Anlage ist recht weitläufig. Wer ins Schwitzen kommt, kann sich ausruhen und trockenföhnen.


Ich gehe lieber noch ein Stück weiter durch den Wald und werde mit einem tollen Blick belohnt.


Auf dem Rückweg gibt es immer noch jede Menge zu sehen. Zum Glück können wir uns Zeit lassen.













Der Abstieg in Richtung Souvenirgasse kann beginnen.





Und nun haben wir Hunger.
Natürlich gibt es auch dafür Möglichkeiten in der Gasse. Mein Chasoba kommt der Abbildung ziemlich nahe. Die Nudeln sind übrigens kalt.
Der Inhalt des kleinen Schälchens wird in die darunter stehende dünne Sojasauce gekippt. Die Nudeln und das lecker Frittierte zunächst da eingetaucht und dann genossen.



In der Eingangsetage könnte man jede Menge schönster Porzellanteile kaufen, sofern man genug Geld dabei und Platz im Koffer hat.


Da wir Zeit haben, trödeln wir von Shop zu Shop und probieren jede Menge an Köstlichkeiten, die angeboten werden, um die Kauflust zu steigern. Bei Japanern ist es Sitte, Gastgeschenke zu überreichen, und äußerst beliebt sind leckere Spezialitäten aus den Regionen des Landes als Mitbringsel. Entsprechend ist auch der Andrang.





Die volle Gasse dürfte früher einmal ein schöner Weg zum Tempel gewesen sein. An einer Stelle jedenfalls habe ich kurzfristig den Eindruck, zumindest wenn ich nach oben schaue. und die Menschenmenge ausblende.



Wir besteigen ein Taxi und fahren zum Hotel.


Nach einer Pause gehe ich noch einmal zum Toji- Tempel, der momentan abends schön beleuchtet ist, leider hinter hohen Mauern verborgen. Ich hatte die Vermutung, dass er abends geöffnet ist.


Aber das war ein großer Irrtum! Vor lauter Frust wegen des verschlossenen Tempelgartens drehe ich noch eine Runde in den schachbrettartig angelegten Straßen. Ich lande in einem Kaufhaus, das vor allem viel Schnickschnack anbietet. Bereits die Kleinsten werden gelockt und die Größeren bedienen Automaten.







Da gefällt es mir besser in der kleinen Gasse hinter unserem Hotel, wo es noch winzige, gemütlich aussehende Lokale gibt.