Montag, 12. November 2018

das Beste kommt zuletzt

12.11.18

Heute steht die Chiang Kai-shek Gedächtnishalle auf dem Programm.
Durch einen der vielen Eingänge betreten wir die weitläufige Anlage. Beidseits des breiten Weges
(eher ein Platz...), der vom Ehrentor zur 70m hohen Halle aus Marmor führt, wurden die Nationale Konzerthalle und Nationale Opernhaus hingestellt. All das im Stil der Ming Dynastie. Zur Zeit werden Renovierungsarbeiten durchgeführt, die aber nur den Fotografen Probleme machen.



Beim Blick zurück sieht man das gewaltige Ausmaß der Anlage, die 1979, 4 Jahre nach seinem Tod eröffnet wurde.


Vor Chiang Kai-sheks Statue findet gerade eine Wachablösung statt.



Ganz unten im Gebäude sind mehrerer Ausstellungenshallen. Ein älterer Maler namens Ho Chau-Chu wird geehrt. Besonders oft entdecke ich bei ihm als Motiv Tamsui, so heißt auch die Endhaltestelle einer der Metrolinien und gleichzeitig eine Stadt, die direkt am Meer liegt. Da will ich hin!



Immer wenn ich den Flur wechsele, muss ich mich neu orientieren. Zum Glück bleiben die Türen da wo sie sind, sodaß ich wenigstens einige Fixpunkte habe. Die Räumlichkeiten sind wirklich ungeheuer groß.



Die nächste Ausstellung zeigt verschiedene Stilrichtungen und Materialien. Wie immer gefällt mir manches, und anderes interessiert mich weniger.




Spannend finde ich die "Pilzabteilung". Hier werden unter Glas bei hoher Luftfeuchtigkeit Holzstücke gezeigt, die mit bestimmten Pilzen geimpft wurden.
Danach wird das Wachstum beobachtet, besonders schöne Stücke meist mit romantischen Namen belegt und vielleicht sogar gemalt.
Unter weniger künstlerischem Aspekt gesehen, sind dies Pilze, die man in der Traditionellen Chinesischen Medizin verwendet. Das erzählt mir ein junger Mann, der auch Besucher ist. Beim Personal ist nichts zu holen. Das folgende Bild trägt den Titel: Symbiose.


Nachgelesen habe ich dann, dass der Pilz Antrodia Cinnamomea, dem die Ausstellung gewidmet ist und dessen alte Bezeichnung A. Camphorata lautet, auf Taiwan endemisch sind.
Er wächst auf dem Holz von Campherbäumen. Verwendung findet er vor allem bei der Behandlung von Leberleiden, aber wie so oft, soll er auch dem allgemeinen Wohlbefinden dienen.


Es scheint jedenfalls ein ganz besonderer Pilz zu sein, der sich auch gut für farbenfrohe Gemälde eignet, abgesehen von seinem medizinischen Zweck. Er wird Glückspilz genannt und ist wegen seiner Begehrlichkeit in freier Natur nur noch schwer zu finden. Antrodia gehört zu den Polyporen Pilzen, d.h. Pilzen mit Poren und ohne Lamellen.



Ein paar wenige moderne Gemälde sind ausgestellt. Die meisten kann man aber nicht ansehen, da sich ein chinesischer Reiseleiter diese Wand als Dauerwarteplatz für seine Gruppe ausgesucht.
Er lässt die Leute direkt vor den Bildern stehen, um auf den kleinen Fahrstuhl zu warten. An Durchkommen ist nicht zu denken.




Die allerwichtigsten Räume in diesem Gebäude sind natürlich die über Chiang Kai-shek. Hier werden alle Details in Ehren gehalten, von der Abstammung bis zum Lebensende. An das, was kritisch anzumerken ist, wird hier nicht erinnert.
Auf dem folgenden Foto sieht man den attraktiven Mann mit Hut und hellem Schal, danach eines seiner Autos, das Dokumentarfoto einer politischen Begegnung und ihn, am Schreibtisch sitzend. Eine ältere Frauen ist so ergriffen von dieser Ausstellung, daß sie mehrfach betend stehen bleibt. Wer weiß, welches Schicksal sie mit sich herum trägt.
Hier geht es ganz alleine um die Erinnerung an Chiang, Politisches an sich wird an diesem Ort nichts diskutiert.





Für mich heißt es jetzt, neue Ziele anzusteuern. Viel Zeit bleibt nicht, es wird ja bald wieder dunkel. Einen Blick zurück muss ich mir aber noch gönnen.


Am Ausgang demonstrieren Falun Gong Anhänger. Sie tun dies in der ganzen Stadt mit teils sehr drastischen Bilder, die zeigen sollen, wie stark und gnadenlos ihre Mitglieder in China verfolgt werden. In anderen Ländern gibt es ähnliche Proteste, u.a. auch bei uns.


In einem kleinen Parkg, der zur Gesamtanlage gehört, wird nicht nur gepicknickt, sondern auch Tai Chi gemacht, und ein roter Hirsch treibt auf der Wippe sein Unwesen.



Eine Frau entfernt Luftwurzeln, die malerisch wie Vorhänge von den Bäumen herabhängen.



Auf dem Weg zum Friedenspark lege ich noch ein paar Schlenker ein. Mein Schrittzähler wird heute Abend wieder einmal strahlen!
Zuerst komme ich am East Gate vorbei. Es steht in der Mitte eines belebten Verkehrskreisels, gehörte früher zur Stadtbefestigung und ist ein Nachbau.


Der Präsidentenpalast ist weiträumig abgesperrt, es findet gerade die Abschiedszeremonie für den Präsidenten von Palau statt, einem der wenigen Länder, die 1999 Taiwan völkerrechtlich anerkannt haben. Alle anderen fügen sich brav dem Diktat Chinas.


Der Friedenspark grenzt zwar an die derzeit freie Straße, ich finde aber nur geöffnete Eingänge, die ich nach langem Laufen an der Umgebungsmauer entlang auf der anderen Seite erreiche. Egal. Es lohnt sich auf jeden Fall!




Ein Tänzer bewegt sich versunken und ohne Pause auf der Terrasse des Pavillons, ein anderer stöhnt beim Stock- Tai Chi rhythmisch vor sich hin. Beim Tai Chi geht es leise und fließend zu.


Dieser brave Hund traut sich nicht, seinem Herrchen zu widersprechen und springt auf strenges Kommando hin mehrfach verängstigt auf die hohe Rückenlehne der Bank. Runterspringen mag er noch weniger.


Die kleine Brücke eignet sich gut zur Fotodokumentation wichtiger Familienereignisse.


Das Mahnmal erinnert an ein Massaker im Februar 1947, das an Aufständischen Taiwanesen von Festlandchinesen verübt worden sei. Mehr kann ich dazu nicht beitragen.
Das tempelähnliche Gebilde finde ich beeindruckend. Das Wasser fließt von außen nach innen, fällt sozusagen durch schmale Öffnungen tief nach unten und zaubert tolle Momente.





Über den Zaun schallt vom Palast laute Musik, die Parade geht ihrem Ende entgegen. Die roten Teppiche werden zusammengerollt und auf Lastwagen verladen.


Die Glocke dürfte auch ein Mahnmal sein, weniger der mit Steinen gepflasterte Weg, auf dem man Fussmassage machen kann. Oder man quält sich rollend mit dem ganzen Körper über die Strecke.


Irgendwo muss ja eine Metrostation zu finden sein. Da lockt mich die noch ganz freie Straße vor dem Palast. Die Musikkapelle verabschiedet sich eine ganze Weile lautstark und fährt dann mit einem Bus davon.


Ganz so weit ist es nicht bis zum Roten Haus. Das wurde schon bei der Stadtrundfahrt erwähnt. Es ist ein achteckiges Gebäude, das 1908 aus rotem Ziegelstein erbaut wurde und eine wechselvolle Geschichte hinter sich hat. Früher war hier ein Marktplatz. So langsam scheint sich wieder eine Szene mit Kunsthandwerkern am Wochenende zu entwickeln. Drinnen gibt es ein Café, Souvenirs, Ausstellungen und ein Theater. Als ich komme, ist es leider schon geschlossen..


Auf der erfolglosen Suche nach etwas Essbarem, worauf ich Appetit habe, entdecke ich einen Massagesalon.
Im Internet hatte ich gelesen, dass die Massagen hier gut und seriös sind.
Also nix wie rein, die Chefin hat mich sowieso schon entdeckt und lockt mit ihren Angeboten.
Ich nehme 1x Nacken, Kopf und oberen Rücken. 30 Minuten, 15€.
Zuerst werden meine Füße etwa 5 Minuten lang in sprudelndes Wasser gesteckt.
In der Zeit massiert der mir zugeteilte Mann schmerzhaft meinen Nacken, lässt sich aber durch Zeichensprache zu Mäßigung bringen.
Dann stiefele ich mit feuchten Füßen, die in glitschigen Leih- Gummisandalen stecken eine Etage höher.
Erst dann stellt er seine Uhr und legt los. Ich muss sagen, es war die beste Massage, die ich in meinem Leben erhalten habe! Vielleicht schaffe ich es ja, noch einmal dort aufzukreuzen.


Abendessen hole ich im Seven Eleven im Hotel. Heute gibt's mal keine Nudeln, sondern Sandwich.


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