Samstag, 3. November 2018

Hauptstadt der Hunde - Yokohama

3.11.18

Nicht nur wir planen einen Ausflug mit dem Zug. Auch Fifi in der roten Karre darf mit. Der Wetterbericht hat allen grünes Licht gegeben.


Yokohama ist eine knappe Stunde mit dem Zug von Tokio entfernt.
Von dort aus begann Japan erzwungenermaßen sich der modernen Welt zu öffnen. Damals war es Ausländern nur erlaubt, sich auf einer Insel vor Yokahama niederzulassen.
Mittlerweile ist Yokohama die zweitgrößte Stadt Japans. Sie hat oder hatte einige Superlative aufzuweisen.
Höchster Leuchtturm der Welt, höchstes Hochhaus, schnellster Fahrstuhl, größte Chinatown Japans usw. Aber das ist so eine Sache mit diesen Superlativen, heutzutage halten die sich nicht lange.
Mit dem Tagesticket von der Touristeninfo kann man den ganzen Tag herumkurven. Die Entfernungen sind schon beträchtlich, da lohnt sich eine Fahrt mit dem Bus. Ich laufe erst einmal los in Richtung Riesenrad. Der Himmel zieht sich zu.
Das nur zum Thema Wettervorhersage!
Am Wasser kann man wunderbar spazieren gehen. Ich genieße die frische Brise. An Hunden kommt man heute nicht vorbei. Ich muss einmal googeln, ob Yokohama vielleicht die Hundehauptstadt Japans ist und ob es hier mehr Hunde als Kinder gibt.
Man sollte nicht auf die Idee kommen, dass da noch ein Baby im Wagen schlummert! Diese Karre ist nur für Waldi reserviert!


Kaum bin ich an den Promenaden angekommen, kommt auch noch ein Bus vorbei mit tierischer Bemalung. In Japan kann man offenbar alles verniedlichen.


Ein paar Gebäude sehen in der Sonne noch ganz gut aus. Das schmale hohe Haus, das Land Mark House, war einmal das höchste Gebäude Japans.


Das ausgemusterte Segelschiff wartet darauf, besichtigt zu werden.


Ein Vergnügungsviertel darf natürlich nicht fehlen. Ganz gut integriert sind ein paar kleine alte Häuschen, deren Hintertür offenbar dazu da war, direkt Waren von Schiffen entgegen zu nehmen.




Auf das Riesenrad habe ich bei bald mausgrauem Himmel absolut keine Lust, auch nicht auf eine Bootstour durch das riesige Hafengebiet. Die Füße müssen ran.



Sehr selten sind noch Farbtupfer anzutreffen, und herbstlich gefärbte Laubbäume stehen hier keine. Wandbemalungen sind extrem selten.



Kaum biege ich um die nächste Ecke, sehe ich schon wieder Hundeausflügler.
Nicht die Kinder gehen mit den Eltern zum Wochenende raus, sondern die Hunde werden durch die Gegend gefahren, dürfen es sich in Lokalen gemütlich machen oder potentielle Spielkameraden treffen.
Es kommt mir so vor, als gebe es hier besonders viele Hunde.
Heute ist Samstag. Vielleicht haben die nur alle Ausgang mit Frauchen und Herrchen, weil heute nicht gearbeitet wird. Man sieht jedenfalls erheblich mehr Hunde in Hundewagen als Kinder in Kinderwagen.
Manche Tiere haben erschreckendes Übergewicht und können ihren Körper kaum tragen. Die meisten sind aber Chihuahuas und Pudel von der kleinen Sorte und schlank. Manche haben ein Outfit wie zum Schaulaufen, sie tragen oft Anzüge mit bedeckten Vorderbeinen, was besonders bei Chihuahuas zu witzigem Aussehen führt.
In der Bahn sah ich neulich eine ältere Frau mit dünnen Beinchen, Fellstiefelettchen, Miniröckchen und vielem Schnickschnack. Eigentlich hätte gut sie als Chihuahua durchgehen können. Leider konnte ich den Schnappschuss nicht machen...
Heerscharen von jungen Hundemuttis mit ihren Kleinen in Grüppchen sind beisammen, ansonsten in der Regel Pärchen Mensch und Pärchen Tier.
Sogar Kameras mit großen Objektiven sind dabei. 2 Damengruppen haben offenbar ein Hunde- Fotoshooting gebucht.
Die Hunde sind überwiegend gut gedrillt, wirken aggressionsfrei und setzen auf ständiges Zurufen hin auch das richtige Gesicht auf. Nur selten büxt einer mal aus.
Eine Gruppe wandert genau wie ich später in den Rosengarten, um eine neue Serie Starfotos zu schießen.




Der Hut macht dem Pudel bestimmt viel Freude!


Jetzt geht es an das Fotoshooting. Aber immer der Reihe nach!







Die Gruppe bespricht sich und zieht weiter.


Im Rosengarten werden die Pudel reihenweise in das Blumenbeet gelegt. Sie lassen die Knipserei klaglos und desinteressiert über sich ergehen, stehen allerdings auch mal unerlaubterweise auf. Die Statue hat bei dem Geschehen entgeistert die Hände vors Gesicht geschlagen.


Dieses riesige, übergewichtige Exemplar von Bulldogge wird von allen Seiten bestaunt. Mir tut er nur leid...


Der Fotoclub hat genug Aufnahmen für heute gemacht.


Wer keinen Hund dabei hat, auf der Picknickdecke und träumt vielleicht von mindestens zwei Welpen.


Bei den etwa 100 Jahre alten historischen Backsteingebäuden regnet es. Zum Glück kommt die Sonne später wieder raus. Eigentlich wollte ich hier eine Essenspause einlegen, aber es ist mir viel zu voll.









Ich ziehe weiter die Promenade entlang. Einige Kunstwerke sind aufgestellt, die aber erst am Abend mit Beleuchtung richtig zur Geltung kommen werden.





Im Hintergrund sieht man die etwa 2 Kilometer lange Yokohama Bay Bridge.


Am Ufer des Yamashita- Parks liegt der ehemalige Luxusdampfer NYK HIKAWAMARU, der heute als wichtiges Kulturgut der Stadt gilt.
1930 hatte er seine Jungfernfahrt, 1960 ging er in Rente. Die "Queen of the Ocean" befuhr regelmäßig die Strecken Yokahama, Vancouver und Seattle. Selbst Charlie Chaplin war vom Art Deco Interieur begeistert. Im Krieg diente sie als Lazarettschiff, nahm später den Passagierbetrieb wieder auf.



Ein letzter Blick zurück, dann gehe ich schnurstracks nach Chinatown.
So richtig gefällt es mir hier aber nicht. Jedenfalls da wo ich bin, reiht sich ein Lokal ans andere. Dazwischen verkaufen ein paar Nippesläden unnütze Sachen. Irgendwie gleichen sich die Chinatowns doch in aller Welt.



Es locken mich einmal wieder die großen Hefeklöße mit Rote-Bohnen-Füllung. Auf dem Foto dampfen gerade kleine Klößchen ab. Noch viel leckerer sind die kleinen in Sesam gewälzten Bällchen, die es paarweise gibt. Da schlage ich gleich 2x zu.





Das folgende Restaurant hätte ich allerdings am liebsten angezündet. Es wirbt schamlos mit Haifischflossensuppe. Für dieses Gericht werden den Haifischen bei lebendigem Leibe die Flossen abgeschnitten. Dann werden die hilflosen Tiere entweder ins Meer oder achtlos in eine Ecke geworfen. Schlimmer geht es kaum.



Zum Glück gibt es auch noch andere Restaurants in Japans größter Chinatown.









Bald habe ich keine Lust mehr. Es ist halb 5 und wird bald dunkel. Die Sucherei nach der passenden Bushaltestelle zieht sich ewig hin. Dank sehr hilfreicher Einheimischer klappt es irgendwann.
Der Bus fährt endlos durch die Dunkelheit, bringt mich aber sicher und sogar sitzend zum Bahnhof. Auch im Zug ist es nicht voll. So lässt sie das Fahren aushalten.


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