Samstag, 10. November 2018

ein Samstag in Kunst, Jade, Blumen und mehr (vormittags)

10.11.18

Mit der Metro fahren wir heute schon vor 11 Uhr los. Das erste Ziel ist der Jademarkt, der der größte der Welt sein soll und nur samstags unter einer mehrspurigen Autostrasse in der Stadt abgehalten wird.
Auf dem Weg dorthin entdecken wir ein interessantes Plakat, eine freundliche Dame kommt gerade aus der Tür. Sie gewährt uns Einlass, erklärt, dass dies eine Ausstellung eines berühmten, bald über 90-jährigen japanischen Künstlers namens Wang und seine Sohnes sei.
All seine Werke sind Lackarbeiten, was ich meist nur erkennen kann, wenn ich ganz nahe rangehe, so fein sind sie gearbeitet. Wir bekommen ungefragt ein Glas Wasser zur Erfrischung und dürfen uns die tollen Exponate ansehen. Später stellt sich heraus, dass die nette Dame die Leiterin dieses Kunst- und Kulturzentrum der Technischen Universität Taipei ist.







Wir ziehen weiter. Zwischen 2 regelrechten Bruchbuden hat sich ein Papayabaum an die Sonne gearbeitet und trägt mitten in der Stadt seine Früchte. Auch das hat was von Kunst, finde ich.



Dann erreichen wir auch schon den riesigen Markt. Das Angebot ist für mich nicht zu überschauen. Es gibt nicht nur Jade, sondern auch andere Steine, Koralle, Holz und mehr.
Schmuck wird in allen Variationen angeboten, ob für den Körper, die Wand oder das Regal zum Abstauben. Da ich von Jade absolut nichts verstehe, kaufe ich auch nichts. Ich würde bestimmt übers Ohr gehauen. Schöne Jadestücke haben ihren Preis.








Ungeniert werden an dem unteren Stand große Mengen von Elfenbein angeboten. Ein weiterer Stand mit kleinem Angebot existiert in einem anderen Gang.
Angeblich sind alle Stücke alt, und die Händler haben eine Lizenz. Wenn alles so legal ist, warum stellt sich dann jemand dauernd ins Bild, wenn fotografiert werden soll? Immer passen sie natürlich nicht auf. Es sind ja nur wenige Ausländer unterwegs.


Der Kaufvorgang von Jade scheint ein echtes Ritual zu sein. Man setzt sich, prüft mit allen möglichen Gegenständen wie Lämpchen, Lupe, der Haut usw. das Stück, für das man sich interessiert.
An einem Tisch kann ich beobachten, wie sich ein Mann hinsetzt, einen dicken Briefumschlag mit einem mindestens 2 cm dicken Packen Geldscheine diskret rüberreicht, eine unauffällige Tüte in Empfang nimmt und dann einen kleinen Stein vom Tisch begutachtet. Was das wohl für ein Kauf war?
Ein paar Sachen aus dem Himalaja, speziell Tibet werden auch verkauft.
Ein Tibeter verkauft sogar eine echte menschliche Hirnschale, wie sie früher zu rituellen Zwecken verwendet wurde.
Auch einen Oberschenkelknochen hat er im Angebot. Das sind wirklich Raritäten, die man sogar im Himalaja selten zu kaufen bekommt. Entsprechend sind die Preise.




Wunderschöne und teils sehr große Stücke aus Bernstein werden verkauft, in allen möglichen Farben und Größen. Sie sollen aus Indonesien und Malaysia stammen, sind teilweise in uralte Korallenstöcke regelrecht eingebacken. Noch nie zuvor habe ich blau oder grün schimmernden Bernstein gesehen.



Irgendwann mag ich keine Steine mehr sehen und gehe in den Blumenmarkt, der sich nahtlos anschließt. Unglaubliche Mengen an Orchideen, Bonsais in allen Größen, aber auch viele andere Blumensorten und ein bisschen Schnickschnack kann man kaufen.












Beide Märkte sind sehr gut besucht, aber nur wenige Touristen haben sich hierher verirrt.
Es ist Zeit, dass ich mich stärke. Da kommen mir die leckeren Süßkartoffeln gerade recht.



So komme ich noch durch die zweite Hälfte des großen und sehr langen Blumenmarktes, lande auf dem kleinen Kunsthandwerker Markt.
Das Angebot hier unterscheidet sich nicht sehr von dem des Jademarktes, ein paar Täschchen sind noch zusätzlich im Angebot und Gemälde in allen Größen.
Ich komme mit einer taubstummen Verkäuferin von Gemälden ins Gespräch.
Zunächst mit Händen und Füßen, dann ich mit meinem Google Übersetzer, sie mit ihrem Übersetzer auf ihrem Smartphone. Sie habe Gehör und Sprache mit 3 Jahren im Rahmen einer schweren Infektion verloren, erzählt sie mir. Es ist schon toll, was man mit diesen neuen Medien alles machen kann! Solche Kommunikation wäre anders gar nicht möglich.



Das Ende der Märkte ist gleichzeitig der Beginn des Daan Parks. Und siehe da, wer kommt auch gerade an, Christiane. Wir tauschen uns kurz aus, und dann gehe ich mit flotten Schritten durch den wunderschönen Park. Einerseits ist es schade, sich so wenig Zeit zu nehmen, andererseits ist er heute so voll, dass ein anderer Tag bestimmt eine gute Gelegenheit bieten wird, noch einmal zu kommen.


Jung und Alt laufen hier mit Smartphones durch die Gegend, und ich frage mich, wieso sie das ausgerechnet im Park machen. An vielen Stellen bilden sich große Gruppen, meine Annahme, vielleicht irgendein Hotspot für Wlan?
Eigentlich Unsinn hier. Manche Menschen haben 3-4 Phones dabei, die sie in einer Art Schuhkarton vor sich her tragen, oder mit Hilfe einer zurechtgebastelten Halterung umgehängt haben.
Ein zweites Smartphone schaut fast aus jeder 2. Tasche griffbereit heraus. Irgendwann frage ich jemanden, wozu das gut ist, und es wird mir erklärt, dass sie halt spielen würden auf den Geräten.
Aufgeklärt wird die Sache für mich erst richtig als mir Christiane abends erzählt, dass sie erfahren habe, dass ein Pokémonwettbewerb stattfindet heute. Na dann! Das verstehe ich.




Abgesehen von den unzähligen Playern tummeln sich hier viele dunkelbraune Eichhörnchen im Park. Spatzen planschen in einer Pfütze, Reiher streiten mit Fischen um zugeworfene Futterbrocken.




Südostasiatische Pflegerinnen fahren hilflose Alte durch die Gegend, dabei gucken sie gerne mürrisch, es sei denn, sie sind mit ihrem Smartphone beschäftigt.
Manche Senioren werden auch von Verwandten geführt. In Asien ist es sowieso üblich, dass man die alten Leute an die Hand nimmt, zum Beispiel beim Gehen über die Straße. Als es mir in Indonesien einmal nicht gut ging, begann die Reiseleiterin auch, mich zumindest an meinen Ellbogen stützend zu berühren. Für uns ist das ungewohnt, hier nicht.




Es kommt mir vor, als wäre ich in einem Botanischen Garten und nicht einem großen öffentlichen Park.




Abwechslung können hier Jung und Alt haben. Durch Strampeln auf Rädern werden Wassersprüher in Gang gesetzt, daneben blühen Lotosblumen.



Im Park ist ein großer ideenreich angelegter Spielplatz. Daneben wird auf den Wiesen gepicknickt. Alles wirkt sehr viel lockerer als in Japan. Müll liegt auch hier keiner im Park herum, es wird allerdings auch nichts Essbares verkauft, und ein großes Schild an den verschiedenen Eingängen beschreibt, was man alles nicht darf. Da ist ganz schön viel.






Nachdem ich die 4 hübschen Mädels beim Amphitheater getroffen und ihnen viel Glück bei der Suche nach einem Ehemann gewünscht habe.
Ob das wohl ein Bestandteil des "Solo Weddings" ist, über das ich zu Hause in unseren Medien gelesen habe, und was angeblich in Japan um sich greift?


Ich habe noch ein Ziel, also steuere ich die nächste Metrostation an.

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