Donnerstag, 8. November 2018

erst Kunst - dann Hühnerfüße

8.11.18

Taiwan, das ehemalige Formosa, ist etwas kleiner als die Schweiz und bringt es auf rund 25% der Einwohner Deutschlands. Wir sind jetzt in der Hauptstadt Taipeh und versuchen uns zu orientieren.
Zunächst einmal beim Frühstück. Da ist Umgewöhnung gefragt. Es geht laut zu, die Auswahl ist etwas dürftig, und man muss sich beeilen, wenn ein begehrtes Teil gerade frisch geliefert wurde. Bevor man sich versieht, bleibt die Platte für nicht absehbare Zeit leer. Aber es wird nicht lange dauern, und wir werden es das alles gar nicht mehr wahrnehmen. Nur der Gegensatz zum Hotel in Tokio ist am Anfang krass.
Dann inspizieren wir die kleine grüne Oase vor der Tür. Da findet man sich in einem kleinen Garten wieder, der aber 6 Etagen über der Straßenebene liegt.


Mittags gehen wir los, d.h. wir besteigen im Kellergeschoss unseres Hotels die Metro, die uns von Neu- Taipeh in die Innenstadt bringt.


Von Tokio verwöhnt, muss ich mich auf ein deutlich dünner gespanntes Metronetz und weniger Haltestellen einstellen. Hier fährt man außer Auto sehr viel mit dem Motorroller herum, noch ist es nicht ganz so schlimm wie in Vietnam, wo man zusehen muss, wie man in Hanoi z.B. überhaupt über die Straße kommt.


Eigentlich ist dies keine besonders attraktive Gegend, aber trotzdem gibt es alle paar Schritte Interessantes zu sehen. Von Kunst über Verkauf von gegarten Süsskartoffeln, Vermisstenanzeige auf einem Fahrrad...




...bis hin zur Erinnerung an das nahende Weihnachtsfest und Werbung für Fussreflexzonenmassage auf dem Boden des Bürgersteigs.



Ab und zu sieht man sogar noch ein älteres Haus, dass bislang der Abrissbirne entgehen konnte.



Nach ein bisschen Herumlaufen ohne Plan suchen wir uns ein Taxi, um zu einem Museum zu kommen. Der erste Fahrer setzt eine Brille auf und behauptet, dass er die Schrift auf dem Plan nicht lesen könne, sie sei zu klein. Der zweite hat ähnliche Probleme, klärt sie aber per Telefon mit seiner Zentrale. Da Taipeh mehre Museen mit ähnlich klingenden Namen hat, ist die Verwirrung komplett. Nach langer Fahrt landen wir im Nationalen Palastmuseum, das die weltweit größte Sammlung chinesischer Kunstwerke enthält, deren Wert unschätzbar ist.



Gerade kommen wieder Gruppen an, die von ihren Reiseleitern lautstark angetrieben werden, obwohl sie noch viele Fotos von sich machen müssen. Aber laut sind diese Gruppen fast ausnahmslos.


Ich nehme mal an, dass dies eine Statue von Chiang Kai-shek ist, der 1949 vom chinesischen Festland floh und die Exponate, die aus der Verbotenen Stadt in Peking stammen und von dem Qing- Kaiser Qianlong gesammelt worden waren, mitgebracht hat. Sie waren bereits innerhalb von China an verschiedenen Orten untergebracht, um sie vor dem Raub durch die Japaner zu schützen. Im Rahmen des Bürgerkriegs und seiner Flucht vor den Kommunisten landeten sie so mit Chiang Kai-Shek auf dem damaligen Formosa und geben weiterhin Anlass zu Spannungen mit China.


Eines der bekanntesten Stücke ist ein aus Jade geschnitzter Kohlstrunk, der ist gerade an ein anderes Museum ausgeliehen. Das Foto stammt von einem Plakat.


Zum Glück ist das andere sehr berühmte Stück da, der Fleisch-Stein. Er ist kunstvoll fabriziert aus Achatjaspis, der in sich diese Farbvarianten trägt. Auch ihn habe ich vom Plakat, denn meine Fotos leiden unter den Spiegelungen.


Es gibt diverse Abteilungen. Die folgenden Stücke findet man bei den Bronzeobjekten. Manche sind an die 2000 Jahre alt, aber das kann ich mir nicht alles merken. Lediglich daran erinnere ich mich, dass der Helm aus dem 8. Jahrhundert vorchristlicher Zeit stammen soll.





Porzellan war im bereits im alten China wichtig und wertvoll. Bei Reisen durch das Land, mussten die besten Stücke dabei sein, wie das alte Bild zeigt.





Da wegen der Fülle der vorhandenen Exponate nicht alles gleichzeitig gezeigt werden kann, finden ständig Ausstellungen statt. Ich glaube, diesmal sind Zeichnungen dran. Die Gemälde sind uralt, leider hilft mir weder mein Gedächtnis noch Google. Sie könnten an die 2000 Jahre alt sein...(unter Vorbehalt!)...trotzdem unglaublich!!!
Drinnen ist nur sehr schwaches Licht, um sie zu schützen. Es darf nicht fotografiert werden, aber an einem Bildschirm vor der Tür geht es um so besser. Da kann man auch die Farben besser erkennen und ein wenig nachhelfen...





Objekte aus Elfenbein, Jade und Agarholz nehmen ebenfalls einen großen Raum ein. Die Becherchen z.B. sind aus Holz gefertigt.


Diese kunstvoll aus Elfenbein geschnitzte Kugel enthält weitere Kugeln in sich, die alle aus einem Stück gefertigt wurden. Schnurstracks werden die lärmenden Gruppen hierher geführt. Man muss viel Zeit und Geduld mitbringen, um sie sich in Ruhe anschauen zu können.


Aus Jade sind ganz besonders viele Stücke gefertigt, vor allem Drachen in vielen Variationen. Am besten gefallen mir die Pferde.




Aus Agarholz (auch Adlerholz genannt) werden viel Schmuckstücke präsentiert. Das nächste in Kombination mit Koralle, danach mit Jade.



Nicht nur bei dieser Schale, auch bei anderen Metallobjekten frage ich mich, ob sie nicht auch aus Mittel-/ Südamerika stammen könnten.


Leider ist es hier zeitweise sehr laut. Kaum eine der großen chinesischen Gruppen hält sich an die Aufforderung, leise zu sein. Die Massen stürmen dem Reiseleiter hinterher, rennen einen fast um und schreien laut durch die Gegend. Nur wenn die Räume einigermaßen leer sind, lohnt sich der Blick auf die Schätze.
Wir halten es trotzdem fast 4 Stunden aus, gönnen uns eine kleine Pause im Café und fahren dann den langen Weg mit der Taxe zurück. Eine Metro fährt in diese Gegend nicht, und Taxifahren ist hier relativ günstig dazu.
Ich will noch nichts ins Zimmer und drehe noch eine kleine Runde. Es ist etwa 18.30 und schon lange stockdunkel, aber unsere Gegend ist belebt. In der Nähe soll ein Nachtmarkt sein, nur 5 Minuten entfernt! Aus den 5 werden mindesten 20, aber dann habe ich ihn tatsächlich gefunden.
Chinesische Schüler sitzen auch abends um 8 noch in einer Sprachschule, von denen ich gleich 3 auf meinem Weg antreffe. Der Lerneifer ist groß!


Unterwegs treffe ich 2 verschreckte herrenlose Hunde und ein paar Schoßhündchen. Denen geht es wahrscheinlich besser als den armen Katzen, die in winzigen Käfigen in und vor einem Geschäft darauf warten, einen Käufer zu finden.



Im Angebot auf den Nachtmarkt ist fast alles. Bettdecken, Schuhe, Kleidung, Haushaltswaren und jede Menge Streetfood. Vom Hühnerbein zum Gänsehals konnte ich alles durchprobieren. Sogar einen Stand mit Döner existiert! Süße Kekse, Obst und Klöße und Nudelsuppe, alle möglichen Mischgerichte und völlig Unbekanntes habe ich entdeckt.
In der Mitte des Marktes liegt ein großer buddhistischer Tempel, daneben eine Halle, in der man seine Spenden lassen kann.



Nervig ist, dass pausenlos Motorroller durch die Fußgängermassen fahren. Sie kommen von vorn und hinten. Oft bleibt mir nur die Wahl, einfach stehen zu bleiben. Helme tragen hier fast allem nur die Begleitpersonen nicht. Und das sind meistens Kinder.










Was hier produziert wird, kann ich nicht herausfinden. Eine kastanienähnliche Frucht scheint in einer klebrigen braunen Masse bearbeitet zu werden. Sieht eigentlich ganz lecker aus. Leider spricht die Dame kein englisch.



Diese Frau springt extra für mich auf und nimmt den riesigen Holzdeckel ab, damit ich die Teigklößchen gut sehen kann, die sie gerade zubereitet hat. Touristen sehe ich hier überhaupt nicht, daher scheinen die Verkäufer auch nicht genervt zu sein, wenn ich gerne in ihre Töpfe schaue. Und zum Kaufen drängelt keiner. Eine Tüte voll mit Obst habe ich bereits erstanden.





Sehr viele Leute essen hier und mindestens so viele holen sich ihr Essen hier ab, nehmen es, in eine durchsichtige Plastiktüte gefüllt, mit nach Hause. Dazu brauchen sie natürlich den Roller...


Zum Essen habe ich jetzt keine Lust, mittlerweile bin ich kaputt, und als ich endlich im Hotel ankomme, kaufe ich mir ein Süppchen und ein Yoghurt im Seven Eleven. Zum Nachtisch gibt es rote Drachenfrucht, die ich auf dem Nachtmarkt gekauft habe.



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