Montag, 5. November 2018

Spaziergänge im Park

5.11.18

Der Shintoistische Schrein Meiji Jingū wurde 1920, einige Jahre nach dem Tod des Kaisers und seiner Gemahlin, zum Gedenken an ihre Seelen errichtet. Zur Öffnung des Landes gegenüber dem Westen und der Moderne hat dieser Mann ganz wesentlich beigetragen. Die von ihm Ende des 19. Jahrhunderts proklamierte Verfassung des Japanischen Kaiserreichs wurde nach dem 2. Weltkrieg durch eine Nachkriegsverfassung ersetzt. Der Urenkel dieses 122. Tenno ist heute der Kaiser Akihito der am 30.4.2019 abdanken wird. Am Tag darauf wird Kronprinz Naruhito den Chrysanthementhron besteigen.
Nach Verlassen der Metrostation überquert man die Jingu- Brücke. Hier sollen sich gelegentlich sonntags Cosplayer tummeln. Daran glaube ich nach meinen Erfahrungen nun nicht mehr.
Dann stehe ich auch schon vor dem riesengroßen Eingangstor, dem Einlass in die parkähnliche Anlage und beschreite einen breiten langen Weg, bis ich nach 3 weiteren Toren am eigentlichen Ziel bin.


Unterwegs stößt man auf ordentlich gestapelte Sake- und Weinfässer, die dem Kaiser von Brauereien, Privatpersonen oder französischen Weingütern geschenkt wurden. Er war wohl Liebhaber französischer Weine und die Sakebrauerein danken für gute Geschäftsverbindungen. Die Spendernamen sind auf den Fässern vermerkt.



1920, zur Fertigstellung des ganzen Areals sollen um die 100.000 Bäume gepflanzt worden sein. Davon stehen sicher noch eine ganze Menge. Der Wald ist groß und dicht mit hohen Bäumen bewachsen. Eine Oase inmitten der großen Stadt.


Zu bestimmten Feierlichkeiten werden Chrysanthemen gespendet. Gerade war der 3. November, der Geburtstag des Meiji. Die vielen Blumen in den verschiedensten Ausführungen sind daher noch taufrisch. Ich bin ganz erstaunt zu sehen, dass man selbst mit dem, was man bei uns landläufig Winteraster nennt, Mini- Bonsais züchten kann.
Ein kleines bisschen politisiert wird gerne an diesem und noch einem anderen Schrein. An Feiertagen wie dem 3. November, laufen diverse Nationalisten in Uniformen herum, träumen von den vergangenen Zeiten und stiften gerne Unfrieden.

 



Detailgeschmückte Arrangements dürfen natürlich nicht fehlen. Lauter kleine Puppenstuben mit Chrysanthemenbonsais...


Das letzte Torii vor dem Schrein ist erreicht.



Mein Blick fällt zuerst auf die zwei eng beieinander stehenden Campherbäume, die vom Bild her wie ein einziger Baum aussehen. Auch sie sind 1920 gepflanzt worden, werden 'Mann und Frau' genannt und stehen als Sinnbild für das Glück in der Ehe und ein gelungenes Familienleben. Vielleicht sind deswegen besonders viele Paare mit Kindern unterwegs, einige davon traditionell in hübsche Kimonos gekleidet.









Zum Abschluss meines Besuches gehe ich noch in den 'Inner Garden', einen Park mit einem Teehaus, von dem aus die Kaiserin gerne auf den Teich geschaut habe.
Wenn die Blumen blühen, ist ein Spaziergang hier sicher ein echter Genuss. Jetzt ist die absolute Ruhe das eigentliche Highlight. Ich finde den Garten ansonsten ein wenig trist. Der einzige Farbklecks, den ich entdecke, ist ein etwas magerer Laubbaum am Teich. Die Seerosen sind schon fast alle verblüht. In einer der hintersten Ecken befindet sich eine alte Quelle, an der der Kaiser Kraft geschöpft haben soll.






Ich verlasse die Naturoase und begebe mich auf die nächste Geschäftsstraße.
Ein Katzencafé lockt Besucher an, ein paar Schritte weiter sind es dann kleine Igel, die ganz bestimmt auf nichts Besseres als auf menschliche Gesellschaft hoffen.



Ich nehme lieber die Gelegenheit wahr, mir noch einmal die leckeren Bällchen mit Tintenfisch zu kaufen, die ich bereits kennengelernt habe. Kaum zu glauben, dass ich ohne Mühe alle 8 vertilgen kann. Sie schmecken wieder sehr gut. Die Verkäuferin empfiehlt mir die Basisvariante und liegt genau richtig damit.




Während ihrer Garzeit werden die Bällchen unentwegt angespießt und gedreht, bis der innere Teig durchgegart ist.


Ein paar wenige etwas auffallender gekleidete Jugendlicher laufen vorbei. Das war's auch schon mit meinem Blick auf die hippe Kleidung der jungen Japaner. Viel gab es nicht zu sehen.




Die Metro ist zum Glück noch nicht voll. So bekomme ich locker auf dem Weg zum Hotel einen Sitzplatz. Nach mir steigen 2 Schulmädchen zu, die wenige Minuten später schon schlafen.



Auf der Rolltreppe legen schon wieder erschöpft ihre Köpfe ab. Es wird mir ein ewiges Rätsel bleiben, wieso Asiaten aller Altersgruppen in jeder nur denkbaren Lebenslagen mühelos einschlafen können.





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