Donnerstag, 1. November 2018

vom Fischmarkt zum höchsten Fernsehturm der Welt

1.11.18

Morgens fahren wir zum Tsukiji- Fischmarkt. Die für ihre Thunfischaktionen bekannte Halle ist vor einigen Wochen an einen anderen Platz umgezogen. Da wäre keiner von uns hingegangen. Die Besichtigung dort konnte nämlich nur nach Voranmeldung stattfinden, und nachts um 3 musste man sich schon auf die Socken machen. Die Stände rundumher sind am alten Platz geblieben und weiterhin beliebtes Ausflugsziel in Tokio.
In den Straßen wimmelt es nur so von Leuten. Angeboten wird praktisch alles, nur Kleidung habe ich nicht gesehen. Man kann getrocknete Früchte probieren, verschiedene Bohnensorten knabbern und einiges mehr. Diverses aus dem Meer wird auch gleich an der Straße zubereitet.




Hier tragen Herrchen und Hund Sonnenbrille. Solche Kombi- Outfits sind sehr beliebt. Man zeigt, was man hat.


Hinter unscheinbaren Glastüren verbergen sich 2 kleinere Hallen, in denen überwiegend Fisch und Sonstiges aus dem Meer angeboten wird. Schnecken und Muscheln gibt es in großer Auswahl.
An 3-4 Ständen wird das übliche Einheitsobst verkauft. Wie in Korea auch, gibt es eine einzige Sorte Weintrauben,  andere Sorten sind hier auch nicht zu bekommen. Von Apfelvielfalt entdecke ich ebenfalls  keine Spur. Es gibt eine rote und eine grüne Sorte, das war's. Alles muss makellos sein und am besten in einer Einheitsgröße.


Jetzt aber rein zum Fisch.












Pilze gehören hier zum alltäglichen Essen dazu. Diese Sorte wird besonders oft und gut sortiert angeboten.


Offenbar wird viel Wasabi gegessen. Hier sehe ich ihn nun zum ersten mal vor seiner Weiterverarbeitung .



Das größte Stück Fisch, das ich zu sehen bekomme, stammt von einem aus kanadischen Gewässern stammenden Blauflossen-Thunfisch, der zu Lebzeiten 130 kg auf die Waage brachte. Dieser Fisch ist in einigen Gebieten bereits vom Aussterben bedroht, weil er seit bald 15 Jahren massiv überfischt wird. Er wird fast ausschließlich für den japanischen Markt gefischt und hier vor allem zu Sushi und Sashimi verwendet. Jedes Mittel beim Fang ist recht, um an das begehrte Fischfleisch zu kommen. Mehr als 3/4 des Fangs geht nach Japan und erzielt unglaubliche Preise. Ein Kilo von diesem Fisch kostet über 6000€.




Diese Tintenfische scheinen merkwürdigerweise alle eine Einheitsgrösse zu haben. Soviel ich weiß, kann man sie aber nicht züchten.


Diese Exemplare dürfen dem Treiben noch ein wenig zuschauen.


Das unten sind Fotos vom alten Fischmarkt und der Thunfischauktion.


Nach der vielen Schnabuliererei warte ich ein bisschen mit dem Mittagessen und schaue mich um. So langsam möchte ich aber hier weg, aber nicht ohne ganz frischen Fisch probiert zu haben.
Wer die Wahl hat, hat die Qual. Es gibt unzählige Restaurants in den Gassen.
In dem von mir ausgesuchten Lokal wird jeder Gast mit lautem Hallo begrüßt und verabschiedet. Für die fünfköpfige Männertruppe hinter dem Tresen, die nonstop Sushi und Sashimi zubereitet, ist das offenbar eine entspannende Abwechslung. Ich bestelle ein Gericht mit Reis, 12 verschiedenen Sashimivarianten und Misosuppe.







Danach weiß ich nicht, ob mir nicht ein bisschen übel ist. Oder ich will es gar nicht so genau wissen.
Der Fisch ist extrem zart, bis auf ein nicht identifizierbares helles Stück. Das war wahrscheinlich Sashimi vom Tintenfisch.
Während des Essens schalte ich mein Gehirn aus. Das gelingt mir solange ganz gut gelungen, bis ich das letzte Teil, eine rohe Garnele zwischen meinen Stäbchen halte. Nach eingehender Betrachtung beiße ich kurz ab, lege sie dann zum Einweichen ein paar Minuten in meine lauwarme Misosuppe. Dabei bilde ich mir ein, dass sie ein bisschen gegart wird bevor ich sie esse. Ob ich nach diesem Erlebnis je wieder in meinem Leben Sashimi essen werde, weiß ich noch nicht.
Ich mache mich nun auf zum Sumida- Fluss, komme zunächst an einem Minischrein vorbei. Dort werden viele prächtige Opfergaben verkauft, die offenbar kurz darauf in einer dunklen Ecke landen. Ob sie dann einmal geschüttelt, gerichtet und wieder verkauft werden?





Der Fluss ist bald erreicht. Frische Luft tut mir gut nach den ganzen Menschenaufläufen und Autoabgasen. Ich freue mich, dass ich gerade an Stellen laufe, die mir bei der Schifffahrt aufgefallen sind und besonders gut gefallen haben.
Z.B. das kleine Tori mit Schleuse und dem kleinen Turm, der silberne Mond, der heute aber leider nicht in der Sonne glänzt. Erstmals sehe ich 2 Schlepper auf dem Sumidafluss und einen einzigen Angler am Ufer.





Ab und zu muss ich kurz das Ufer verlassen, weil ein Seitenarm Vortritt hat. Dabei entdecke ich eine schöne Schleuse. Und gearbeitet wird hier auch.




Dieses winzige Haus hält sich als einziges zwischen all den Hochhäusern. Wahrscheinlich hat es einen unschätzbaren Wert wegen seiner Lage.

Daneben findet man viele Plätzchen zum Entspannen. Kein Lärm, kein Gestank stört. Ein paar Boote ziehen vorüber, Möwen kreisen, wenige Spaziergänger kommen vorbei, ab und zu ein Jogger und trotzdem man ist mitten in der Stadt.
Das ist, nach dem Hama Rikyu Garten, mein schönster Spaziergang in Tokio.



Als mich meine Füße mich nicht mehr begleiten wollen, finde ich eine Metrohaltestelle, deren Bahn mich direkt zum Skytree bringt. Mit 634 Metern ist er der derzeit höchste Fernsehturm der Welt. Es ist halb 4 und eine gute Zeit, den Sonnenuntergang von oben zu genießen.
Einen Fujiblick gibt es heute nicht. Einerseits ist die Sonne im Weg und andererseits ist es zu dunstig. Die Ausblicke auf Tokio bis zum Meer hin im Abendrot sind trotzdem sehr schön.



Die Comicfiguren, deren Namen ich noch nicht einmal weiß, sind hier in Japan bei Jung und Alt äußerst beliebt. Es gibt Heftchen, Fernsehsendungen, Filme und vieles mehr. Was bleibt mir anderes übrig, als mich mit einem dieser Typen anzulegen?




Draußen empfängt mich weihnachtliche Beleuchtung. Halloween ist vorbei, schon wird die Weihnachtsdekoration rausgeholt.



An der Skytree- Promenade gibt es einen exklusiven Hundebekleidungsladen. Nicht nur Kleidung, auch Hundewagen und Partnerlook- Kleidung für Hund, Frau und Mann können erstanden werden.



Welcher Gegensatz dazu in den armseligen schuhkartonartigen Boxen, in denen die Tiere zum Kauf oder zum tage- bzw. wochenweisem Mieten angeboten werden.
Neben meinem Obsthändler entdecke ich erst heute einen winzigen Hundeladen. Er hat etwa 12 kleine Boxen, eine vielleicht so geräumig wie 8 Schuhkartons. In jedem der Kästchen sitzt ein armer Hund. Die Welpen springen aufgeregt herum, werden am Schlawittchen gepackt, wenn sie auf den blanken Boden, auf dem nur ein dünnes Deckchen liegt, gepinkelt haben. Dann wischt der Ladenbesitzer schnell die Bescherung auf. Anschließend wird die Klappe verschlossen, und das Gehüpfe beginnt erneut. Nur einer liegt traurig und krank wirkend auf seinem Minikissen herum. Bei dem kleinen weißen Chihuahua suche ich vergeblich das Preisschild. Er soll schon 3 oder 4 Jahre alt sein, und am liebsten hätte ich das arme Kerlchen mitgenommen.


Er fristet sein Dasein in so einer Box. Er ist ein Leihhund, wohl weil die Leute keine so "alten" Hunde kaufen. 40€ pro Tag kostet er pro Tag. Bei wochenweisem Mieten gibt es Rabatt.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen