Samstag, 27. Oktober 2018

die Goldene Kacke

27.10.18

Am Morgen vermissen wir den Skytree. Es wird noch dauern, bis er sich mit einem zarten Regenbogen wieder zurück meldet.



Zum Frühstück gibt es mal wieder Natto für mich. Je öfter man es isst, desto besser schmeckt es.
Und danach ein Omelett mit vielen japanischen Zutaten. Der Koch ist jedesmal verwirrt, wenn ich ihn auffordere, das Ei länger in der Pfanne zu lassen. Normalerweise lässt er es auf das Tellerchen gleiten, wenn alles noch glibberig ist.



Wir fahren mit der Metro bis nach in den Stadtteil Asakusa und laufen zum Senso-ji Tempel. Das ist ein buddhistischer Tempel, außerdem der älteste und bedeutendste in ganz Tokio.
Wenn man erst einmal durch das erste, das Donnertor (Kaminarimon) geschafft hat und sich vor Augen führt, dass dieser Tempel jährlich 30 Millionen Besucher zu verkraften hat, dann macht man sich weiter keine Gedanken mehr über das Gedränge.
Beim nächsten, dem riesigen Hōzomōn- Tor ist ist es nicht besser, danach folgt die Haupthalle.


Ziemlich selten sieht man eine Japanerin mit einem Kimono herumlaufen. Diese ältere Dame ist eine Ausnahme und sicher keine verkleidete chinesische Touristin.
Herren in allen Altersgruppen tragen hier in Japan die tollsten Taschen, die man bei uns als Damenshopper nicht in dieser Eleganz sieht. Mal wird das Teil über der Schulter getragen, mal am dauerangewinkelten Arm die Frauen es häufig machen.



So ein riesiger Lampion hängt auch im nächsten Tor. Verrenkt man sich, und schaut von unten rein, dann blickt man direkt in das Auge des holzgeschnitzten Drachens.



Rund um den Tempel gibt es unzählige Souvenirstände und leckeres Streetfood. Ich schlage gleich 3x zu.


Zuerst esse ich ein Klößchen mit leckerer Rote-Bohnen-Füllung, dann einen salzigen frittierten platten Reiskeks.


Das allerbeste sind die Klößchen mit Tintenfischfüllung. Bei dem Herrn haben sich Warteschlangen gebildet. Offenbar sind seine Bällchen bekannt und beliebt.



So gestärkt, nähere ich mich dem Haupttempel vom Hōzomōn- Tor aus. Ein Blick zurück zeigt, wie groß dieses Tor ist. Vor dem Haupttempel werden Räucherstäbchen angezündet und die Menschen fächern sich zur Reinigung den Rauch zu.



Stäbchen werden geschüttelt, herausgezogen und eine angegebene Nummer sagt, welche Schublade geöffnet werden soll. Darin liegt dann ein Zettelchen. Auf diesem stehen horoskopartige Texte, die die Leute reihenweise zum Lachen bringen.


Da ist es schon gut, wenn man vorsichtshalber noch ein Räucherstäbchen anzündet.



Durch dieses Tor habe ich mich reingedrängelt, also drängele ich mich hier auch wieder raus.


Wir laufen jetzt zum nahen Fluss, in der Hoffnung, einen Platz auf einem der Ausflugsschiffe zu finden.


Diese Hunde sind verwöhnt, sie werden gefahren. Ich nehme an, sie hätten auch nichts gegen einen Schnupperspaziergang. Fast alle, die ich bislang getroffen und angesprochen habe, sind dressiert darauf, auf Kommando besonders nett zu schauen.


Am Wasser werden erst einmal Fotos geschossen. Von unserem Hotel aus sehen wir nicht nur den Skytree, sondern auch ein goldenes, scheinbar schwebendes Teil.
Das Ding leuchtet uns nun in voller Pracht in der Mittagssonne entgegen. Es ist das Wahrzeichen der Asahi- Brauerei. Geschaffen wurde es von dem Franzosen Philip Starck, der sich in Deutschland u.a. auch mit Waschbecken- und Toilettendesign beschäftigt hat.
Das Ding heißt: Asahi Flame. Offenbar gibt es aber kaum Menschen, die in dem 360 Tonnen schweren Objekt eine goldene Flamme erkennen können.
Dem Volksmund fiel etwas anderes ein. Da heißt es seit 30 Jahren: die Goldene Kacke.
Da das Ganze aber ein Ensemble ist, gehören noch die schwarze Bierhalle dazu und ein goldenes Gebäude mit Bierschaum obendrauf, der Asahi Beer Tower. Letzteres soll natürlich ein volles Bierglas darstellen.
An der Anlegestelle besteigen wir einen Ausflugsdampfer und genießen bei allerschönstem Wetter die Fahrt auf dem Sumida- Fluss bis nach Hamarikyu. Wir durchfahren 15 Brücken, sehen viele kleine Seitenarme, die durch Schleusentore notfalls abgeriegelt werden können und kommen am alten Fischmarkt vorbei.







An den Hama-rikyo Gardens steigen wir aus. Die Gärten ziehen sich auch am Fluss entlang und bestechen durch Teiche, Hügel und alten Baumbestand. In vergangenen Zeiten gingen die hohen Herren hier auf Entenjagd.



Auch früher gab es hier schon ein Schleusentor, um das Wasser fernzuhalten.



Am Ausgang vom Garten befinden wir uns plötzlich in einer Welt mit futuristischen Gebäuden. Die Straße zu überqueren ist fast so schwierig wie einen Bahnaufgang zu finden, obwohl die Züge über unseren Köpfen herumfahren.


Von hier aus nehmen wir eine ganz moderne Bahn ohne Fahrer ( die Linie Yurikamome) und überqueren in ihr die bekannte Rainbow- Bridge. Es wird bereits dunkel, da hatten auf etwas prächtigere Beleuchtung gehofft. Aber man kann die Brücke, wenn man in der Bahn sitzt, sowieso immer nur am Rand kurz sehen. Trotzdem ist die Fahrt sehr interessant.
Die Linie führt in den Stadtteil Odaiba, ein Hafengebiet, das sich auf im Meer aufgeschüttetem Land befindet. Hier stehen sehr viele supermoderne Bauten, auch Kaufhäuser und Vergnügungsviertel haben sich angesiedelt.
Ein schummriger kurzer Blick auf die Rainbow- Bridge und ein bisschen Abendröte. Mehr ist leider nicht drin.



Dann faszinieren mich noch die ordentlich sortierten Finger der Dame, die mit ihrer Nachbarin ins Gespräch vertieft ist. Ich habe sie sogar nachgezählt. Mehr als 8 werden es nicht.
Die 2 versteckten Daumen braucht sie wohl, um die Tüte zu fixieren.
Die beiden kommen aus dem höflichen Nicken nicht heraus. Im Gespräch zwischen Japanern ist häufiges Nicken als Bestätigung üblich. Die beiden haben mir davon eine regelrechte Vorführung gegeben.



Kurz vor dem Ende der Strecke machen wir kehrt ohne erst umständlich durch die Sperren raus- und reinzugehen.
Natürlich springt sofort ein Aufpasser herbei, als die Schranke unsere Karte beim Verlassen der Station nicht akzeptieren will. Wir werden zum Nachzahlen verdonnert.
Da wir mit unserer Prepaidkarte nur eingestiegen sind laut Stempel, aber nirgendwo aus- und neu hinzugestiegen sind, wird minutiös berechnet, wie weit wir gefahren sein könnten, bevor wir die Rückfahrt antraten. Danach berechnet der strenge Herr seinen Preis.
Mit der Metro geht es nun noch bis zum Skytree, 1x Umsteigen, und wir sind an unserem Bahnhof Kinchichō. Noch 5 Minuten bis zum Hotel...


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