Dienstag, 16. Oktober 2018

Fahrt durch die Berge

16.10.18

Heute früh haben wir Kyoto verlassen und sind nach Kanazawa gefahren. Kanazawa liegt am Meer. Am Horizont kann man es von unserem Zimmer aus auch sehen. Ansonsten bekommen wir davon nichts mit.
Die Fahrt mit dem Donnervogel durch bergige Landschaft und kleinere Ortschaften ist richtig schön. Und wir sind tatsächlich durch die Berge hindurch gefahren. Ein langer Tunnel reiht sich an den anderen.



Übles Missgeschick für die Bahngesellschaft. 2 Toiletten sind ausgefallen. Man entschuldigt sich wirklich von ganzem Herzen.


Das untere Schild hängt an der Tür einer besonderen Herrentoilette. Die ist von oben bis fast zur Gürtelhöhe verglast. Mann steht unter Beobachtung.


Hier noch ein paar halbwegs wackelfreie Fotos aus dem fahrenden Zug heraus.







Nach gut 2 Stunden können wir den rappelvollen Zug verlassen und sind in Kanazawa angekommen. Was für eine Überraschung im Bahnhof:


Nun aber raus aus dem supermodernen Bahnhof und auf zum Hotel. Das ist schnell erreicht, und wir bekommen netterweise ein Upgrade in die Höhe, was die Aussicht natürlich verbessert. Die dunklen Wolken verheißen nichts Gutes.


Das Zimmer macht einen guten Eindruck. Ich werde allerdings vermissen, dass ich jetzt nicht mehr einen ganzen Raum zum Duschen habe, sondern in die Wanne klettern muss. Dafür fängt es gleich höllisch an zu rauschen, wenn man wagt, sich aufs WC zu setzen. Die WC's halten die meisten Überraschungen bereit.
Nachdem wir das Gepäck abgestellt haben, ziehen wir auch schon los ins nahe historische Viertel. Die Stadt, die eine lange Geschichte hat, geprägt von heftigen politischen Rivalitäten, wurde im 2. Weltkrieg nicht zerstört und hat deswegen besonders viele alte Häuser zu bieten. Offenbar halten sich auch alte Volkswagen hier gut.



Ganz gelegentlich darf man auf ein Grundstück und sich umsehen. Dies hier schön gestaltet, aber ob das Gebäude junger oder älter ist, erfährt man nicht.






Von außen ist nicht allzu viel zu sehen, da die herrschaftlichen Häuser von hohen Mauern umgeben sind. Alles wirkt ein bisschen steril und leblos.
Bei strahlendem Sonnenschein schiebt sich eine dicke Wolke in den Vordergrund und schon muss der Regenschirm raus. Wir flüchten in eine Pizzeria. Es ist sowieso Zeit zum Mittagessen.


Bevor wir danach das Haus des Samurai besuchen, gönnen wir uns noch ein Rote-Bohnen-Eis. Meins bekommt noch eine Haube aus Echtgold. Kanazawa ist bekannt für Blattgoldherstellung, da fällt schonmal was ab.


Man darf sogar fotografieren im Haus des Samurai. Aus dem kleinen Zettel, den man an der Kasse bekommt, werde ich nicht ganz schlau. Die englische Übersetzung ist ein Witz. Es scheint ein auf den Ruinen des alten Sanmuraihauses erbautes neueres Haus zu sein. Macht nichts, es gefällt mir trotzdem.





Welche Bedeutung diese in Seile eingewickelten Steine haben entzieht sich ebenfalls meiner Kenntnis. Ich habe sie bereits mehrfach gesehen.
Neugierig schaue ich mir an, was da gelegentlich an den Häusern hängt. Es sind Kakifrüchte, die zum Trocknen aufgehängt wurden.



Eine Schülergruppe radelt fröhlich an uns vorbei. Die Bahnhöfe sind immer voll mit für unsere Verhältnisse großen Gruppen, aber dafür kaum Lehrern. Da sie alle sehr diszipliniert sind, reichen ganz wenige Personen.
Unser Hotel im Blick, suche ich mir jetzt den Weg zum Castle. Viel Zeit habe ich nicht, bevor es dunkel wird.


Ich laufe zum Castle. Die Burg in Kanazawa wurde leider aus Beton rekonstruiert und hat keinerlei Ausstrahlung. Trotzdem ist es interessant, von außen zu sehen, wie sie aussieht. Sie geht nicht in die Höhe, sondern mehr in die Breite, und das ganze Gelände ist recht weitläufig.



Das große Haus war wohl ein Handelshaus, falls ich es richtig verstanden habe. Leider gibt es kaum englische Ausschilderungen und auch Englischkenntnisse an sich sind nicht unbedingt weit verbreitet.


Interessant finde ich die Demonstration des Mauerbaus in alten Zeiten. Nur mit Seilen verbundene gegenüberliegende Bambusrohre werden im Zwischenraum mit Steinen gefüllt. Dann wird eine dicke Schicht verputzt, und schon hat man stabile Mauern.





Diese Brücke soll noch aus dem 16. Jahrhundert stammen.


Ich versuche, der Zeit davon zu laufen. Alles macht schon um 17 Uhr zu, und es wird früh dunkel.




Am Gyokusen'inmaru Garten warnen die Lautsprecherstimmen vor dem Verschließen der Tore. Da komme ich also heute auch nicht mehr rein.
Ein kleiner Schrein 15 Minuten bergab, mit vielen Wunschzetteln und Tafeln behangen, gefällt mir aber auch ganz gut.







Genau gegenüber liegt zu meiner Überraschung das Museum für zeitgenössische Kunst des 21. Jahrhunderts.


Da kann man bis 22 Uhr den äußeren Gang entlang laufen. Die Ausstellung schließt um 18.00. draußen sind reichlich Kunstobjekte platziert, die im Abendlicht besonders schön aussehen.














In einer Ecke habe ich einen - für mich - einmaligen Fahrstuhl entdeckt.
Das aus viel Glas bestehende Museum wird architektonisch sehr gelobt. Da passt so ein Fahrstuhl natürlich hin. Steht er im Keller, so stehst du oben vor einer Fahrstuhltüre und wunderst dich, dass kein Gestänge da ist, überhaupt kein Hinweis darauf, dass hier eine Fahrstuhlkabine erscheinen wird. Nur einen Knopf zum Drücken nach unten gibt es. Damit's rein gar nichts, nur dies Tür. Dann schiebt sich von unten ein Glashäuschen herauf. Geht es noch höher, dann sieht man einen großen Stempel, der die Kabine hydraulisch nach oben schiebt, beim Herunterfahren wieder in sich einstülpt und in der Tiefe versinkt, nicht ohne die gläserne Fahrstuhlkabine die eine Etage mit hinab zu ziehen.





Draußen ist es längst dunkel, und mir tun die Füße langsam weh...




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