Donnerstag, 25. Oktober 2018

ein langer Tag in Nikko

25.10.18



Um 6 Uhr stehe ich schon in der Dusche. Nur noch heute haben wir den JapanRail Pass. Das muss ausgenutzt werden.
Eine Stunde Fahrt mit dem Shinkansen, kurzes Warten am Umsteigebahnhof, schließlich muss ja auch mal geputzt werden.



Dann folgt eine weitere Stunde in einem lokalen Zug, und schon sind wir in Nikkō, 140 km nördlich von Tokio in den Bergen der Präfektur Tochigi.
Die Geschichte der Stadt beginnen bereits im Jahre 766. Hier befinden sich viele historische Sehenswürdigkeiten, wie z.B. ein Shinto- Schrein und 2 wichtige Mausoleen.
Ein Bus bringt uns zum recht weit entfernten Tempelbezirk und dann heißt es: Hinein in die Menge!



Die Stadt liegt am Rande der japanischen Alpen auf einer Höhe von 555 Metern ü.d.M.
Ich biege erst einmal ab und schaue mir in aller Ruhe einen kleineren Schrein an, der etwas abseits im Wald liegt.





Hier sind kaum Leute unterwegs. Da kann man viel mehr Details entdecken. Diese riesige Klinge z.B. scheint kaum jemanden zu interessieren. Ich habe den Eindruck, dass sie leider auf dem Foto gar nicht so imponierend rüberkommt.


Ob die kleine, im Gras versteckte Figur wohl eine Meinung dazu hat?


Ich muss nochmal hin. Die sich im Licht von allen Seiten mit verschiedenen Spiegelungen zeigenden Klinge fasziniert mich total.





Durch wieviele Tore aus Stein, Holz und geflochtenen Zweigen ich heute gegangen bin, hätte ich mal zählen sollen. Es wäre sicher eine ordentliche Zahl zusammen gekommen.




Jetzt mache ich mich auf zu den wichtigsten Gebäuden. Alleine bin ich nicht.
Ein Gebäude ist prächtiger als das andere. Ich versuche, interessante Details zu entdecken. Das ist nicht immer einfach, wenn man sich immer wieder durch große Gruppen hindurch schlängeln muss.
Die Eingangskontrollen sind streng, auch die Tempelwächter mit ihrem strengen Blick lassen nichts durchgehen.





Am Dachfirst sind Elefanten abgebildet. Da sie von der Anatomie her nichts mit Elefanten gemein haben, nimmt man an, dass der Künstler nie einen gesehen hatte. Er wusste lediglich, dass diese Tiere einen Rüssel besitzen.


Mit den 3 berühmten Affen, die nichts Böses hören, sehen und sprechen wollen, ist das schon einfacher. Die turnten hier früher in den Wäldern herum, bis sie zur Plage wurden. Jetzt befinden sich an der Wand des heiligen Rennstalls.


Und wieder geht es eine Etage höher hinauf.


Teile des unteren Eingangstores sind vergoldet. Die vielen Details kann ich gar alle erfassen.




Der Wächter hier guckt nicht mehr ganz so furchterregend wie die am Eingangstor.



Jetzt mache ich mich auf, durch den Sicheltannenwald zum Schrein der schlafenden Katze.
Über viele Stufen erreicht man eine große bronzene Urne. Hier sollen die Überreste von Ieyasu Tokugawas liegen, der als Gründer der Tokugawa Dynastie Anfang des 17. Jahrhunderts gilt. Durch dieses Tor muss ich zunächst hindurch. Dort ist die schlafende Katze abgebildet, die eine berühmte japanische Skulptur darstellt und das Grabmal bewacht. Dass man nun aber bestimmt 300- 400 Stufen steigen muss, hatte mir vorher keiner gesagt.





In einem der Tore werde ich von dem großen Drachen beobachtet, dem ich schon öfters begegnet bin.



Im Hintergrund sieht man besonders alte Steinlaternen, die vor Besuchern geschützt werden. Die Besucher gehen hier allerdings sehr sorgsam mit dem Kulturgut um. Keine Schnitzereien oder Schmierereien sind zu sehen. Kein Fitzelchen Papier liegt herum. Es darf nicht offen gegessen werden und schonmal gar nicht geraucht.


Im Westen der Tempelanlage liegt noch ein zweites Mausoleum. Hier wurde der Enkel des Ieyasu begraben, der 3. Shōgun. Auch hier kommt man am Treppensteigen nicht vorbei. Es sind aber nur etwa halb so viele wie beim Großvater.






Es gibt jede Menge Tempelwächter in den Toren. Oft wachen sie 4 von ihnen. Die meisten schauen sehr grimmig aus, um das Böse abzuschrecken.
Es stürmt so viel auf mich ein, unmöglich, alles in mich aufzunehmen. Wochen später fällt mir ein, dass bei dem Tempel oben ein unheimliches Gedränge mit langer Warteschlange herrschte.
Direkt vor mir ging die Schranke runter, das hätte wieder eine lange Wartezeit im Stehen bedeutet. Wohl wegen meiner bereits abhanden gekommenen Jugend hatte der Aufpasser Mitleid mit mir und ließ mich noch nachträglich hinein.
Es gab eine anstrengende längere Vorführung einer Zeremonie, von der ich rein gar nichts verstand. Danach wurden alle ganz schnell zum Ausgang gedrängt, allerdings mit Möglichkeit, im Tempel noch Souvenirs zu kaufen.
Es war ja sehr nett, dass ich noch hinein durfte, für mich aber nicht lohnend, nur sehr anstrengend. Das kommt davon, wenn einen allzugroße Neugierde plagt...




Eigentlich sind alle Gebäude unglaublich schön mit vielen Details geschmückt. Modelle davon hatte ich ja bereits im Museum in Takayama bewundern können. Der heiligste Tempel hat einen Torbogen, der mit Echtgold überzogen ist. Es gibt es viele verwunschene Ecken und gitterartig durchbrochene Holzwände.
All das ist viel zu viel auf einmal. Wenn ich mir keine Notizen machen würde, hätte ich am nächsten Tag beim nächsten Tempel alles schon vergessen.




Den langen Weg zurück laufe ich. Fast alle Geschäfte haben geschlossen.
Die Bürgersteige werden hier vielleicht gar nicht erst runtergeklappt, so kommt mir der Ort außerhalb des Tempels vor. Es ist 16 Uhr, und die Dunkelheit ist bereits im Anmarsch.
Ich schaffe es noch, die rot lackierte Shinkyô, die heilige Brücke, bei Helligkeit zu sehen. Ursprünglich durfte sie nur vom Kaiser und vom Shōgun betreten werden.


Zum Glück finde ich noch einen geöffneten FamilyMart. Da decke ich mich mit Essbarem ein. Es gibt einen hellen Kloß mit Fleischfüllung, einen gelben länglichen mit einer ganz scharfen Bohnensosse und einen kleinen Holzspiess mit 4 Miniklösschen aus was auch immer. Nur den Hefekloss mit Fleischfüllung kannte ich bereits.
Als Getränk muss eine Flasche lauwarmer Kaffee herhalten. Diesmal nicht aus der Aluminium, sondern einer Plastikflasche. Alles ist trotzdem lecker!
Am Bahnhof gibt es einen kleinen Stand mit Klößchen, deren Äußeres Anteile von Yuba enthalten soll. Das ist etwas, was man bei der Herstellung von Tofu gewinnt und eine lokale Spezialität. Jedenfalls schmeckten die Dinger so gut, dass ich mir gleich noch eins gekauft und verdrückt habe. Nun bin ich pappsatt.




Im Bahnhofsgebäude warte ich ganz gemütlich, frage vorsichtshalber noch einmal jemanden und siehe da, jetzt ich muss meine Beine unter die Arme klemmen und zum anderen Bahnhof eilen. In Japan konkurrieren diverse Bahngesellschaften, und der JR Pass gilt nur für die Bahnen von JapanRail.
Da habe ich nochmal Glück gehabt.
Christiane scheint schon vorgefahren zu sein. Ich kann sie auf dem kleinen Bahnsteig nicht entdecken. am Umsteigebahnhof sitzt sie dann aber auf einer Bank.
Sie war in der anderen Stadt ein wenig unterwegs, und wir fahren gemeinsam zum Hotel nach Tokio zurück.





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