Mittwoch, 10. Oktober 2018

Hiroshima - ein Schrei nach Frieden

10.10.18

Es soll regnen. Wir bleiben bis 11 Uhr im Hotelzimmer und fahren dann mit einem Bus zum Friedensgedenkpark Hiroshima, der mitten in der Stadt liegt.
Er wurde errichtet, um an die unzähligen Opfer zu erinnern, die die beiden Atombombenabwürfe in Hiroshima und Nagasaki gefordert haben.
Gleichzeitig soll er aber auch als Wahrzeichen für den Frieden gelten und dazu auffordern, sich über die Auswirkungen einer Atombombe Gedanken zu machen.
Mehr als 60 verschiedene Plätze mit Monumenten, Statuen etc gibt es im Park. Ich habe weder alle gesehen, noch kann ich alles beschreiben.
Das wohl bekannteste Friedensdenkmal hier ist die sogenannte Atombomben-Kuppel. Das ehemalige Gebäude der Industrie- und Handelskammer blieb in Teilen stehen, obwohl es fast genau im Zentrum der Explosion lag. Bestimmte Druckverhältnisse waren dafür verantwortlich.





Nach der Umrundung des Mahnmals bin ich erst einmal völlig sprachlos.
Der Weg führt danach über den Fluss in den großen Bereich des Friedensparks. Von dort aus hat man einen Blick zurück zur Ruine.



Das Denkmal mir der Schildkröte ist den Opfern mit koreanischer Herkunft gewidmet, deren Seelen auf Schildkröten in den Himmel reiten mögen, so der eingravierte Wunsch.



Die untere Statue soll mit einem Gebet für den Frieden beschriftet sein.


Durch lautes rhythmisches Trommeln und andere Geräusche herbeigelockt entdecke ich eine Goma Friedenszeremonie, was auch immer das heißt. Jedenfalls wurde sie von einer buddhistischen Sekte in historischen Kostümen abgehalten.




Auf Dauer ist es auch hier sinnvoller, wenn jeder seine Interessenpunkte in dem weitläufigen Bereich abläuft, und so verabreden Christiane und ich uns für später am Bahnhof.
Wir stehen unter der Friedensflamme, etwas geschützt vor dem einsetzenden Regen. Ich will noch weiterlaufen. Das Museum, das man im Hintergrund auf dem Foto sieht, ist wegen Renovierung überwiegend geschlossen. Auf dem Foto mit den Mädchen sieht man auf den ausladenden Kelch, der die Flamme trägt.



Mittig davor, hier nur in Miniaturformat zu erkennen, steht das Kenotaph zum Gedenken an die Opfer des Atombombenabwurfs.
Im 1952 als erstes Monument im Park errichteten Scheingrab, liegt eine Liste von Verstorbenen mit über 300.000 Namen in mehr als 100 Bänden.
Von da aus kann man über die Flamme des Friedens bis zum "A-Bomb Dome" zurückschauen.


Ein Großteil der Denkmäler wurde von einem Kenzõ Tange entworfen, so zB die Konstruktion, die die Flamme wie in einem geöffneten Kelch, der aus Händen gebildet wird, hält. Die Flamme soll so lange brennen, bis alle Atomwaffen von der Erde verschwunden .
Die Nationale Friedensgedenkhalle wurde vor 16 Jahren eröffnet.
Hier werden Erfahrungsberichte archiviert und auf Bildschirmen kann man die Namen aller verstorbenen Atombombenopfer finden.
Bereits überirdisch ist eine um 8 Uhr 15 stehengebliebene Uhr installiert, in einem kreisrunden schmalen Wasserfall gebettet. Dann geht es in die Tiefe.
Alleine der Zugang zur Gedenkhalle in der Tiefe ist bemerkenswert.
Ich vernehme keinerlei Geräusche, die Spirale beginnt.
Man geht wie in einem Schneckenhaus schräg bergab, bis man vor der kreisrunden Halle ankommt. Rundum an den Wänden sind die Ruinen schemenhaft zu erkennen. In der Mitte steht auch die um 8 Uhr 15 stehengebliebene Uhr, zu der am 6.8.1945 die Katastrophe über die Menschen hereinbrach.

Gebettet ist die Uhr in Wasser, das eine große Rolle nach der Explosion spielte. Bis zu ihrem Tode sollen die verletzten Menschen um Wasser gebettelt haben, weil ihr Durst nicht stillen war. Auch deswegen gibt es draußen vor dem Museum noch einen Teich mit Springbrunnen, und auch die Friedensflamme schwebt über dem Wasser.
Als ich ankomme, ist es totenstill, das Licht ist gedämpft und niemand sonst ist da. Ich setze mich auf eine der wenigen Bänke und lasse das alles auf mich wirken.
Die Gedenkstätten werden täglich nicht nur von vielen Touristen, sondern auch von unzähligen japanischen Schülern und Studenten besucht.





Am Friedensmonument, das Sadako Sasaki gewidmet ist, versammeln sich viele Klassen, rezitieren etwas, singen oder bringen neue Origami- Kollagen vorbei.






Sadako Sasaki starb als 12- jähriges Mädchen an den Folgen der Strahlenexposition, der sie mit 2 Jahren ausgesetzt war. Vor ihrem Tod wurde sie bereits bekannt durch das Falten von Hunderten Origami- Kranichen. In den Schaukästen befinden sich unzählige Papierkraniche als Symbol für die Friedensbewegung und den Widerstand von Kindern aus aller Welt gegen den Atomkrieg. Oben auf dem Denkmal steht ein Mädchen, das einen gefalteten Kranich in den Himmel reckt.



Das Atombomben- Hügel- Denkmal wurde über einem Platz errichtet, an dem viele Opfer zusammengetragen und verbrannt worden waren. Zunächst war es eine provisorische Stätte, 1955 wurde der Hügel mit unterirdischer Gedenkstätte (Cinerarium) mit Schrein eingeweiht.


Die Friedensglocke steht in einem Wasserbecken, in dem Lotusblumen blühen und wurde von einer Vereinigung von Überlebenden gestiftet. Die Kuppel soll die Welt ohne jegliche Grenzen darstellen. Man darf die Glocke anschlagen, trifft mit dem großen schweren Holz dann genau auf das Atomsymbol. Sanft soll man anschlagen, steht geschrieben, aber die Spannweite zwischen sanft und heftig ist groß und so klingt mein Glockenschlag mir zu sanft. Die Schüler treffen meist eine sehr gute Lautstärke, nach der der Klang noch lange wahrnehmbar ist und deren Ruf von der Welt hoffentlich gehört wird.


Ich muss mich nun ranhalten, da ich noch auf dem Weg zum mit Christiane verabredeten Punkt am Bahnhof noch einen Blick auf das Hiroshima- Castle werfen will, das ebenfalls im Krieg total zerstört worden war und seit 1958 wieder aufgebaut ist. Straßenbahnen fahren hier übrigens reichlich herum.






Die Burg liegt im hintersten Ende des großen Geländes, und nach einem kurzen Blick auf die Uhr springe ich in ein Taxi, lande pünktlich am Bahnhof.
Ich kaufe mir noch eine Bento- Box für das Abendessen unterwegs. Wenn das nicht geklappt hätte, wäre es auch kein Problem gewesen. Sowohl auf dem Weg zu den Gleisen, oft auch am Bahnsteig und letztendlich im Zug bekommst du alles zu vernünftigen Preisen von einer freundlichen Dame, die mit einem voll beladenen Wagen an deinem Platz vorbei rollt.



Jetzt geht es zurück nach Kyoto.


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